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Kongresse, Konferenzen & Vorträge

Momentan habe ich das Vergnügen, an mehreren Architektur-Veranstaltungen (und dank der Pandemie-bedingten Online-Optionen manchmal sogar parallel) teilnehmen zu können. Für all diejenigen, die dafür keine Zeit haben, aber wissen wollen, was in der Bau-Branche aktuell so diskutiert wird, hier ein erster Teil meiner ultra-subjektiv eingefärbten Zusammenfassung.

 

Gedankensplitter zu "Konferenz Neues Europäisches Bauhaus" (22. & 23. April 2021)


Was derzeit in aller (Architektur-)Munde ist, ist „The New European Bauhaus“ . Ende vergangener Woche hat der derzeit sehr angesagte dänische Architekt Bjarke Ingels zusammen mit Francesca Bria, der Präsidentin des italienischen Innovationsfonds, eine zweitägige Veranstaltung moderiert (Programm hier).

 

Einschub I: um Bjarke Ingels scheint architektonisch momentan niemand auf der Welt rumzukommen. Er und mittlerweile seine auch im Wortsinn große Firma „BIG“ bauen aber auch verrückte Sachen. Wer mehr über ihn wissen mag, schaut sich z.B. die Folge „The Art of Design“ der netflix-Serie abstract an.

 

Ziel der Veranstaltung war es, die neue Initiative der Europäischen Union „New European Bauhaus“ bekannt zu machen. Ziel dieser Initiative wiederum ist es, dass in Europa -endlich- GRÜN gebaut wird.

 

EU-KommissionsPräsidentin von der Leyen hielt die Key Note Speech und sprach von dem ambitionierten Anspruch, dass Europa als erster Kontinent überhaupt im Jahr 2050 klimaneutral bauen will. Fakt ist, dass die Baubranche unglaubliche 40% aller globalen CO2-Emissionen verbraucht. Langsam, aber stetig und derzeit gefühlt sogar exponentiell findet gerade ein Umdenken statt. Auch in Europa, auch mit dem „New European Bauhaus“.

 

Einschub II: warum eigentlich „Bauhaus“? Bitte nicht sofort an die neuen, langweiligen und sau-teuren „Pseudo-Bauhaus-Plattenbauten“ denken, die im grauen Einheitsbrei in vielen Städten aus dem Boden gestampft werden und beklagenswerterweise auch so genannt werden.


„Erfunden“ hat der Freigeist und Architekt Walter Gropius den Begriff, als er 1919 als neuer Direktor die KunstHochschule in „Staatliches Bauhaus in Weimar“ umbenannte. Innovative und kreative Köpfe der Bau- und Kunstszene haben mit ihm in den 1920er Jahren die damalige Architektur auf den Kopf gestellt. Nicht mehr piefig und schnörkelig bauten und designten sie, sondern geradlinig und vor allem ganzheitlich. Die Funktion stand im Fokus und sie verwandten völlig untypische Materialien und Zusammensetzungen. Ich empfehle als angenehme Freizeitlektüre den gut geschriebenen und recherchierten Roman „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“ von J. Revedin, bei dem nebenbei viel über das damalige Bauhaus, seine Leute und seine Auswirkungen gelernt werden kann.

 

Das NEUE Bauhaus will also auch die derzeitige Architektur auf den Kopf stellen und dies konzentriert auf einen Umwelt-Schutz-Gedanken. Ebenso wie 1920 soll es deshalb als „eine im Entstehen begriffene interdisziplinäre kreative Bewegung“ verstanden werden. Neu ist, dass jedermann und jederfrau sich daran beteiligen kann.

 

Zunächst einmal sollen derzeit zeitgenössische Bau-Beispiele zusammengestellt werden, wie Grünes Bauen heute und auch in der Zukunft aussehen soll. Das machen derzeit europäische Expertinnen und Experten und diese sollen im bald kommenden Sommer ihre Ergebnisse präsentieren. Ich hatte mich auf die erste Zusammenfassung solcher Expertise-Runden im Rahmen der Veranstaltung letzte Woche gefreut. „Harvesting Ideas from the Co-creation Workshop“ heißt das im Programm. Aber das hat noch Potenzial, um es positiv zu formulieren. Die „Harvesting Ideas“ wurden für Online-Zuschauende schwer guckbar ohne jede visuelle Unterstützung und zumeist auch in gebrochenem Englisch vorgestellt. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass solch ein thematisches Zusammentragen von Rhetorik-Expertinnen und Experten übernommen wird, die sich zuvor von den ArchitekturSchaffenden haben briefen lassen.

 

Ab Herbst 2021 sollen anschließend neue Bau-Projekte im Rahmen des Neuen Europäische Bauhaus gebaut und realisiert werden. So etwas kostet Geld und davon stellt die EU zusammen mit anderen Öffentlichen Fördernden derzeit reichlich zur Verfügung. So etwas kostet auch Zeit und deshalb sollen jedermann und jederfrau erst Anfang 2023 in das Projekt eingebunden werden. Idee ist es, dass die ganzen schönen neuen grünen Bauten der breiten Öffentlichkeit gezeigt werden und diese selbst motiviert werden, grün zu bauen und grün zu wohnen.

 

Was soll ich sagen? Ganz ehrlich: die Veranstaltung hatte viele hochkarätige Vortragende mit vielen hochkarätigen Themen, aber ich habe mich so dermaßen gelangweilt. Weil, Worthülsen kann ja jeder und jede. Und ich persönlich lese solche Worthülsen (am liebsten solche mit Substanz) halt lieber kurz und knackig in einer gut geschriebenen Nach-Veranstaltungs-Publikation. Gerade auch bei den Podiumsveranstaltungen (mehrere gabs davon) wurde mir wieder einmal bewusst, wie wenig Neues ich bei so einem Format lerne (also inhaltlich. Über die Personen, ihr Engagement, ihre (Un)Sicherheit, ihr gutes oder schlechtes Englisch, darüber lernte ich natürlich viel).


ABER und das ist mir ein wichtiges ABER: trotz des Online-Formats und der dadurch gegebenen physischen Distanz kam ein völlig neuer Geist beziehungsweise eine Aufbruch-Stimmung rüber, die ich niemals so erkannt hätte, wäre ich nicht dabei gewesen. Alle (!) Beteiligten waren im positiven Sinne aufgeregt. Jede und jeder hatte aus seinem Beritt etwas Positives beizutragen. Die ArchitekturSchaffenden mit neuen Bauideen, welche die Umweltsünden der Vergangenheit loslassen sollen. Die PolitikMenschen mit Geldern und Gesetzen, damit die grünen Bauideen auch bald Wirklichkeit werden können. Die jungen und die nicht mehr ganz so jungen Europäer und Europäerinnen gleich welcher Nation und gleich welcher Hautfarbe wirkten wie eine dynamische diversifizierte und zugleich im Namen der Umwelt einheitlich zusammenstehende Gruppe, die sich über die lingua franca Englisch mal schlecht, mal recht verständigte.

 

Als Besucher der Veranstaltung nehme ich ihnen allen das Engagement für ein zukunftsfähiges umweltbewusstes Bauen ab. Und ich kann mir tatsächlich auch vorstellen, dass auf mittelfristige Sicht (wie gesagt, Planen und Bauen kostet -nicht nur- Zeit) die Bau-Branche deutlich umweltschonender (um)baut und wir Bewohnenden mehr Wert auf Grünes Wohnen legen und legen werden. Ich bin gespannt, und werde Euch hier von Zeit zu Zeit über den Neuen Europäischen Bauhaus auf dem Laufenden halten. Über Input von Eurer Seite zu diesem Thema freue ich mich sehr.

 


Conferences & Talks

Currently I‘m participating in various online events in architecture and I am super pumped about it. If you don’t have the time or the interest to take part but wish to know what’s up to date, please find my very subjective, very emotional and (hopefully) very informative summary below.

 

Everyone is talking about “The New European Bauhaus”. Well, at least everyone in architecture is. Last week Danish star architect Bjarke Ingels and Italian president of the National Innovation Funds Francesca Bria moderated a two-day-conference about it (find the programme here).

 

Side Note #1: Even before the Netflix TV series abstract“ (episode 4 “The Art of Design) Bjarke Ingels was an internationally famous architect. He founded the architecture company “BIG and they built both beautiful and whimsical houses, that are always big – the name says it all.

 

The aim of the New European Bauhaus conference was to go public with the EU-initiative of the same name. This initiative aims to make green buildings in Europe asap.

 

According to the key speaker and president of the EU commission Ursula von der Leyen, Europe wants to be the first continent to build in a climate-neutral way by 2050. As a matter of fact, today the building industry is one of the main drivers of air pollution (40% of global CO2 emissions come from that sector alone). Slowly but surely a more sustainable rethinking is taking place. New European Bauhaus is part of that.

 

Side Note #2: Why „Bauhaus“? It is a very German word. And it was a very German innovation back in 1919, when libertine and architect Walter Gropius founded an architectural school of that name in Weimar. He soon was surrounded by international creative minds, who wanted to turn the way houses were built upside down back then.

 

A hundred years later the NEW European Bauhaus” also wants to turn current architecture upside down, this time with a focus on a GREEN and more sustainable way of building. It is a Think-Do Tank” bringing together creative minds from various disciplines and from all over Europe. What’s new, well compared to the old Gropius-Bauhaus anyway, is that everyone (sic!) is invited to participate. How does that work?

 

The first part is a selection of contemporary examples of green buildings that are both sustainable and embracing the future. The selection is done by various experts in the field, who will present their selection  in summer. A preview glimpse into these examples was shown recently during the conference agenda item “Harvesting Ideas from the Co-creation Workshop”. I took part in this personally and was originally really looking forward to it. To make a long story short: as much as I appreciate the expertise of these architects and designers and especially their effort regarding green building, for the future I’d rather like to watch the results of that presented by someone who is an expert in rhetorics. The second part shall take place in autumn 2021, when new green building projects under the guise of New Bauhaus Pilots will be financed to a great deal by the EU, built and closely monitored. The third part will then follow in 2023, when everyone comes in and the New Bauhaus Pilots are presented to the public, hopefully motivating a lot of people to build more sustainably in the future and to live more “green”.

 

The thing with these kinds of conferences (meaning: a lot of highly sophisticated persons giving highly sophisticated lectures of a more general tone; also meaning panel discussions that really run over with blabbering experts) is that I learn much less than I would have in other formats.

 

On the other hand, what I REALLY appreciated is the spirit. And that is something you only can feel while participating (even online) in the conference. Everyone, regardless of their field of expertise, their nationality, their role, everyone seemed to be so committed to the New European Bauhaus”. I strongly believe that they really want to make a difference in building green in Europe; they want to do it soon and with a lot of compassion. I am curious of what will be in store and I will keep you posted here about their next steps!